Lyrik von Gästen ---- felshuette
schaubelebt
Erzähl´ den Fingerspitzen ein Berühren,
bevor die Lider schließend sich ergeben
als könnten blinde Blicke schaubeleben,
was immer innen sie betrachtend spüren.
Begleite meine Hände zu den Türen
ertastenswerter Fülle, aufzuheben
gebeugtes Zagen, bange im Bestreben
noch einmal zu den Quellen hinzuführen,
aus den zu trinken sich die Augen füllen
mit Freudentränen, ihren Durst zu stillen,
als könnten sie ein Augenlicht erringen.
Und was sich schon in Nacht beginnt zu wiegen,
es darf sich an Erinnerungen schmiegen,
bevor die Lieder blickverstummt verklingen....
by VB
Dieses Sonett ist dem Thema Erinnern, Innensicht - Außenwirkung gewidmet.
Besonders auffällig ist die Verkürzung der Aussage in der Überschrift:
schaubelebt.
blinde Blicke können alles wiederbeleben ... bis zum Moment des Einschlafens.
Das Schaubeleben bindet mehrere Sinne ein: Sehen, Tasten, Hören, Schmecken ...
Als letzte Hervorhebung .... für Leute vom "Fach" besonders bewunderungswürdig.
Felshuette " macht " ein Sonett - eine alte Strophenform, die heute sehr schnell zur Gekünsteltheit gerät, frisch und lebendig. es ist Gedankenlyrik vom Feinsten !
Die beiden Quartette geben den Sachverhalt wieder: Aufruf an den Rezipienten, sich mit allen Sinnen der Erinnerung zu verschreiben.
Die beiden Terzette erzählen von dem Ergebnis: der Durst nach Erinnerung wird gestillt - bis zum Schlafes Beginn.
Es bleibt offen,ob das der tägliche Schlaf des (Un)gerechten ist, oder der, der uns am Ende bewusstlos in der Welt der Lebenden lässt.
So ist meiner Ansicht nach dieser Text auf jeden Tag und somit auf das ganze Leben anwendbar.
Begleite meine Hände zu den Türen
es darf sich an Erinnerungen schmiegen,
bevor die Lieder blickverstummt verklingen
schaubelebt und blickverstummt
Das ist ein ganz wunderbares Gedicht,liebe V./felshuette ....
Ich danke Dir,dass Du mir die Erlaubnis gabst, es hier zu veröffentlichen.
Nante - 11. Apr, 10:26