Nante - 20. Feb, 08:47

Film gesehen ....

nach westeuropäischen Maßstäben bin ich geneigt zu sagen: "Na und ? "
Ich habe mir noch NIE einen Pornofilm angeschaut , aber die gezeigten "Sexszenen" waren alle von großer Natürlichkeit - und sogar die "Vergewaltigungszene " war sehr gut psychologisiert : Sie war sturzbesoffen, er nutze diese Situation bis zum bitteren Ende aus: er machte nämlich weiter, als sie merkte, dass es nicht ihr Mann ist, mit dem sie es "trieb" und sofort aufhören wollte. Beide sind also keine "Unholde".


Dass sich dann der Handlungsverlauf an der folgenden Schwangerschaft - dem Kampf beider potentieller Väter um das Baby entfaltet, ist regietechnisch immanent ...
Hier liegen auch die unbestreitbar komischen Szenen dieses Filmes - der reiche "Chef", der arme "Fensterputzer" haben halt jeweils andere Mittel, die Frau, besser: den Bauch der Frau zu umsorgen.


Zur Darstellung der sozialen Situation ist schon einiges mehr anzumerken - immer von einer, die China nicht kennt, weder als Touristin noch als Insiderin.

Auf den ersten Blick sehen wir ein " ganz normales Sozialgefüge" im Neoliberalismus mit dem entsprechenden Personendepot: reicher Chef, Massagesalon - Gattin, die ebenfalls ein Geschäft zur Verschönerung reicher Kunden führt - Kosmetiksalon: die beiden verdienen ihr Geld also mit absoluten Unnötigkeiten in einem "Arbeiter -und Bauernstaat".
Dazu kommen arme Angestellte vom Land, die spuren müssen oder erbarmungslos entlassen werden ; die Hautfigur muss ihren Gatten verheimlichen, da im Massagesalon Verheiratete nicht erwünscht- er ist ein armer Fensterputzer.

Der größte Wunsch des jungen Paares ist es, auch so leben zu können wie ihre Chefs -- also zu Cash zu kommen, ein Auto zu haben. Das erklärt dann auch das üble Erpressungsspiel des Gatten.

Nun ja... Peking ( Beijing) erleben wir als eine moderne westliche hochhausbestückte autoverseuchte Metropole -- nicht liebenswert.


Ich kann mir vorstellen, dass diese schonungslose Darstellung eines Teiles der chinesichen Realität bei den " Bewahrern" des Maokommunismus - die sicher noch sehr große reale Politmacht haben, auf Empörung gestoßen war: es darf nicht sein, was ist .

Bubi40 - 20. Feb, 11:06

na, wer sagt`s denn ...

dass du eine phänomenale germanistin mit durchaus produktivem hang zur poeterei darstellst - nein, bist -, ist hinlänglich bekannt ( und auch geschätzt ). nun dürfen wir lernen, dass du auch als filmkritikerin ohne vertun durchgehen könntest. glaube mir vertrauensvoll, ich habe im laufe meines bewegten lebens viel kritiken lesen dürfen ...
voller bruderstolz wage ich dieses statement ...
leider habe ich deine ankündigung zu spät gelesen, sodass ich den film nicht gesehen habe.
SCHADE :
1. weil ich mir den film ( schon wegen der " stellen ") gern angesehen hätte ...
2. weil ich mit meiner geschwätzigkeit nicht kommentieren kann !

dennoch :china ist im moment für mich wirklich das spannendste land auf unserem kleinen globus. es versucht, mit weitestgehend kommunistischer basis, den kapitalismus zu leben. interessanterweise funktioniert das bis dato hervorragendst.
vielleicht meldet sich dazu ja mal eine berufene stimme.
steppenhund - 20. Feb, 11:38

1. Der Kommentar ist wirklich gut.
2. Ich habe den Film von ca. 5 Minuten nach dem Anfang bis 20 Minuten vor Schluss gesehen. Am Einde habe ich den Text noch aus dem Nebenzimmer gehört. Dass ich an dem Film hängen geblieben bin, ist bei den auf 3SAT gezeigten Filmen kein Wunder. Da gibt es schon den einen oder anderen prämierten Film.
Nach einer gewissen Zeit habe ich gemerkt, dass es ein "guter" Film ist und bin dann zum Computer gegangen und habe gegoogled und mir die Begleitinformation durchgelesen. Da war auch eine Synopsis dabei. Deswegen war der Schluss nicht mehr so spannend für mich.
3. Es gab einige Punkte, die für mich sehr bemerkenswert waren:
3a) Die Wohnung der Armen. Ich war in Rotchina in keinem Privatquartier, in Taiwan schon, aber da waren es die Quartiere der Musikprofessoren und der Künstler, die übrigens auch ziemlich klein waren, zumindest die Wohnungen am Campus. Es zeigt sich, dass diese Wohnungen (soferne wir repräsentativen Charakter annehmen wollen) noch ärmlicher sind als die entsprechenden in Russland.
Das mit dem gemeinsam Duschen kenne ich aus Singapur. Wo das Wasser knapp sein könnte, spielen sich solche Gewohnheiten ganz von selbst ein.
3b) Man sieht irgendwann eine Silhouette der Hochhäuser von Bejing. Ich war das letzte Mal vor 26 Jahren dort. Damals gab es nur ganz vereinzelt Hochhäuser. Von Malaysia und Singapur kenne ich die Geschwindigkeit der Bautätigkeiten in Asien allerdings ganz gut.
3c) Die Erpressungssumme von 20.000 Yuan zeigt auch sehr gut das Niveau an. Das sind ungefähr 2000 €. Als Erpressungssumme in unseren Augen kein Betrag.
3d) Es kommt eine Szene vor, in der der Reiche in etwa sagt: "das zählt nicht mehr. Jetzt sind wir Freunde."
Das ist eine Haltung, die ich oft bei anderen Menschen vorfinde, die für mich vollkommen unmöglich ist. Nicht dass es mir nicht möglich wäre, mich mit jemanden zu befreunden, den ich vorher nicht mochte. Doch dass ich die Vergangenheit in der Weise vergessen könnte, wie es hier insinuiert wird, kann ich mir nicht vorstellen. Das ist der Teil des Films, der mich persönlich berührt.
4. Ich würde nicht zustimmen, dass die Art, wie China auf kommunistischer Basis den Kapitalismus lebt, so hervorragend funktioniert. Subjektiv gesehen behaupte ich, dass der in China gelebte Kapitalismus sämtliche negativen Eigenschaften des westlichen Kapitalismus beinhaltet. Und die des Kommunismus genauso. Für die Gewinne, die erwirtschaftet werden, muss jemand bezahlen. Da China nicht imperialistisch agiert, sind die Bezahler die Chinesen selbst - oder besser gesagt: das Land. Ich glaube, dass China in Zukunft noch weitaus mehr unter Umweltkatastrophen zu leiden haben wird, als davon einige schon jetzt bekannt sind. Für bestimmte Naturkatastrophen "kann der Mensch nichts dafür", doch es ist eine Frage, ob man die Wirkung dieser Naturkatastrophen durch gigantomanische Bauwerke und Bautechniken noch vervielfacht. Ich denke da an Staudämme und Natureingriffe, die jeweils zu den größten auf dieser Erde zählen. Wenn dann was Unvorhergesehenes passiert, ist der Schaden ebenso unermeßlich.
Und stellen wir uns einmal vor, es hätte kein 1989 gegeben und die DDR hätte weiter so industrialisiert wie bis dahin.
Die Flüsse, ich hab das Bild von der Saale noch deutlich vor Augen, wären nur mehr ein weißlicher Schaum und Bäume begänne man langsam einzeln zu zählen.
Die Rücksicht auf die Umwelt wäre zwar eine Notwendigkeit, eine durchaus auf den Menschen bezogen egoistische Notwendigkeit, doch noch immer wird sie heute als Luxus betrachtet. Von einem "nachhaltigen Kapitalismus", der die Werte der Ökologie und Nachhaltigkeit einbezieht, sind wir noch weit entfernt.
-
Aber alles in allem ein guter Film, wenn er zu derart langen Kommentaren anregt:)

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treo - 9. Aug, 23:58
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